Ist Stillen in der heutigen hoch technologisierten Welt überhaupt noch sinnvoll? Ist die gekaufte Pre-Nahrung da nicht vielleicht sogar besser und vor allem praktischer für Mama und Kind? Und wer oder was ist eigentlich eine Stillberatung?
Stillen – wohl eines der am kontrovers diskutiertesten Themen rund um Baby und Mama sein. Da gibt es die einen, die schon vor dem Schwangerschaftstest klarstellen, dass Stillen für sie niemals in Frage käme. Schließlich sei das heutzutage ja nicht mehr notwendig und nach der Geburt wolle man doch auch endlich wieder ein bisschen Freiheit und den eigenen Körper für sich haben. Auf der anderen Seite trifft man die Mamas an, die sich als Langzeitstillmütter bezeichnen, stillen bis das Kind sich von selbst abstillt und für die Pre-Nahrung und Fläschchen ein absolutes Tabu darstellen.
Was ist also dran am Stillen? Zunächst einmal sollte man sich klar machen, dass die Frage, ob man sein Kind stillen möchte, eine sehr persönliche und individuelle Entscheidung ist, die jede Mama bzw. jede Familie für sich selbst treffen sollte. Vor allem haben Außenstehende keinerlei Recht, Mamas bei solchen Themen beeinflussen zu wollen bzw. ihnen gar ein schlechtes Gewissen einreden zu wollen. Weder die Flaschenmamis noch die Langzeitstillmamis.
Ja, notwendig ist es heute tatsächlich nicht mehr sein Kind zu stillen. Dank modernster Errungenschaften wie der Pre-Nahrung. Und was können wir dankbar sein, dass es solche Möglichkeiten heutzutage gibt. Und zwar nicht nur für die Mamas, die tatsächlich aus bestimmten Gründen ihr Kind nicht stillen können, sondern auch für die Mamas, die ihr Kind einfach nicht stillen möchten. Schade ist es meines Erachtens nur, wenn Mamas aus Unwissenheit, nicht berechtigten Ängsten oder gar äußeren Einflüssen sich dazu entscheiden ihr Kind nicht zu stillen. Denn eines muss trotz der mittlerweile großartigen Alternativen klar sein – Stillen ist und bleibt immer noch das Beste für Mutter und Kind.
Und das aus unterschiedlichen Gründen, von denen ich hier einige exemplarisch nennen möchte:
- Das Kolostrum, die Milch in den ersten Tagen nach der Geburt, entspricht in Menge und Zusammensetzung ganz genau den Bedürfnissen des Säuglings und schützt ihn vor Infektionen. Man nennt das Stillen nach der Geburt daher auch häufig „die erste Impfung“.
- Durch die in der Muttermilch enthaltenen Abwehrstoffe, werden gestillte Kinder durchschnittlich seltener krank. Und dies nicht nur im Neugeborenen-Alter, sondern ebenfalls im Kleinkind-Alter. Typische Krankheiten, die seltener auftreten sind Mittelohrentzündungen, Erkältungen und Magenverstimmungen.
- Muttermilch steht immer in der richtigen Menge, Temperatur und Zusammensetzung zur Verfügung (vorausgesetzt die Mutter hat genügend Milch, was bei über 95 % der Frauen der Fall sein müsste).
- Gestillte Kinder haben ein geringeres Allergierisiko. Insbesondere Lebensmittelunverträglichkeiten als auch Pollenallergien treten weitaus seltener auf.
- Gestillte Kinder leiden seltener an Übergewicht. Und das, obwohl gerade gestillte Kinder zu Beginn oft richtige Speckbabies sind.
- Durch das Saugen wird die Kieferentwicklung günstig beeinflusst. Dies hat positive Auswirkungen auf die spätere Zahnstellung und Sprachentwicklung.
- Stillen ist unheimlich praktisch: die Milch hat man immer in richtiger Menge und Temperatur dabei ohne ein Fläschchen zubereiten zu müssen. Auch Nachts kann dies eine enorme Erleichterung für Mütter sein.
- Stillen spart im Laufe der Stillzeit eine Menge Geld, weil keine Fläschchen und Milchpulver gekauft werden müssen. Das kann allein im ersten Jahr einige hundert Euro ausmachen.
- Die Rückbildung der Gebärmutter erfolgt schneller und komplikationsloser. Das liegt an der Ausschüttung des Hormons Oxytocin, wodurch sich die Gebärmutter besser zusammenzieht.
- Das Risiko an Brust,- Eierstock,- und Gebärmutterhalskrebs zu erkranken verringert sich für die Mutter enorm.
Aber wofür könnte Frau nun eine Stillberatung benötigen? Funktioniert das nicht einfach so? Grundsätzlich sind Frauen dazu gemacht ihre Kinder zu stillen und mehr als 95 % könnten dies auch tatsächlich. Trotzdem werden junge Mütter gerade in den ersten Wochen nach der Geburt vor viele Herausforderungen gestellt. Stillen kann man nicht einfach, man braucht in vielen Fällen eine gute Anleitung und Begleitung. Dies können Hebammen und Krankenhauspersonal heutzutage häufig aufgrund von Zeitmangel und teilweise nicht vorhandener Kenntnisse in dem Bereich nicht mehr ausreichend leisten. Es ist daher für viele Mütter immer wichtiger geworden, jemanden an seiner Seite zu haben, der einen in den schwierigen Phasen einer Stillzeit unterstützt, bestärkt und mit Rat und Tat zur Seite steht. So können sich insbesondere Fragen ergeben zu einem Milchstau, wunden Brustwarzen, genügender Milchmenge, zu geringer Zunahme des Kindes, Stillpositionen und Stillschwierigkeiten, anatomischen Besonderheiten von Mutter oder Kind, Saugverwirrungen, Stillen nach Bedarf, Koliken, Stillen von Zwillingen oder Frühgeburten, Abstillen,…
Diese Liste könnte noch weitergeführt werden. Ganz oft braucht es nur ein wenig Zeit und Übung bis sich zwischen Mama und Kind eine schöne und entspannte Stillbeziehung entwickelt. Manchmal braucht es eine kleine Anleitung zu Beginn der Stillzeit und einige Mamas haben eben doch mit ein paar mehr Schwierigkeiten zu kämpfen, bei denen eine Stillberaterin durchaus behilflich sein kann. Wichtig bei der Suche nach einer Stillberaterin ist, dass diese eine fundierte Ausbildung und Erfahrung vorweisen kann, dass die Chemie stimmt (schließlich sind Fragen rund ums Stillen sehr persönlich) und dass man ihr vertraut. Nicht immer lassen sich alle Probleme von heute auf morgen lösen und es gibt auch tatsächlich Stillprobleme die lassen sich schlichtweg nicht lösen. Die Erfahrungen zeigen aber, dass eine gute Stillberatung in den meisten Fällen durchaus hilfreich sein kann und sich das investierte Geld lohnt.
Sofern ihr Fragen habt zum Thema Stillen oder Stillberatung, schreibt mir gern.