Oder: Warum ein Steinzeitbaby bei seiner Mama, die sich vor einem Säbelzahntiger fürchtete, wohl niemals eingeschlafen wäre...

Babys sind kompetente kleine Wesen: sie schlafen dann ein, wenn sie selbst entspannt sind, sich sicher und geborgen fühlen und alle weiteren Bedürfnisse gestillt sind. Vor diesem Hintergrund findet man zahlreiche Ratgeber, die eine Reihe von Hinweisen geben, wie ein Kind abends besser einschläft. Wichtige Faktoren seien insbesondere die Schlafzeiten, der Rhythmus, die Schlafumgebung, genügend Dunkelheit, Ruhe und die richtige Form der Einschlafbegleitung. Alles Dinge, die auch ich nicht als unwichtig bezeichnen würde. Die wichtigste Voraussetzung wird aber regelmäßig nicht genannt. Ein Baby braucht eine Bezugsperson, die Sicherheit und Ruhe ausstrahlt und dem Baby so zu einer entspannten Schlafsituation verhelfen kann. So wie ein Steinzeitbaby bei seiner Mama nicht eingeschlafen wäre, wenn es deren Panik gespürt hätte, schläft ein Baby heutzutage nicht entspannt ein, wenn es spürt, dass die Bezugsperson bei der Einschlafbegleitung unter Stress steht, völlig überfordert ist, selbst grad ganz andere Sachen im Kopf hat oder so schnell wie möglich aus der Situation möchte. Warum das so ist? Weil sich ein Baby so niemals sicher fühlen wird, Das Herz der Bezugsperson klopft ganz schnell, die Bezugsperson schaut ständig auf die Uhr oder schuckelt das Kind ganz nervös von links nach rechts, damit es endlich ruhig ist.

Das führt nicht selten zu einer Stressspirale: Das Baby schläft nicht bzw. tut sich abends ggf. ohnehin schwer zur Ruhe zu kommen. Die Bezugsperson gerät dadurch in Stress und versucht mit Druck das Kind zum Schlafen zu bringen. Dadurch fühlt sich das Kind unsicher und alles andere als geborgen. Nun schläft das Kind erst recht nicht und weint ggf. noch mehr. Die Bezugsperson wird dadurch immer gestresster und die Situation schaukelt sich hoch. An ein entspanntes Einschlafen ist nun nicht mehr zu denken.

Natürlich ist auch das nicht immer DIE Lösung für alles, weil das Thema Schlaf viel zu komplex ist. Da spielen oft ganz viele Faktoren mit rein. „Entspannte Eltern – entspannte Kinder“ führt hier also nicht automatisch zu einer entspannten Einschlafsituation. Es ist aber zumindest eine Grundvoraussetzung, damit ein Kind abends gerne und vertrauensvoll in den Schlaf findet.

Was also tun? Nicht nur beim Kind, sondern auch sich selbst ansetzen: Stress abbauen, Zeiten für sich einplanen (evtl. kann der Partner auch mal die Abendbegleitung übernehmen, oder sonst mal die 1-2 Stunden vorher?), auf die eigene Atmung achten, an der eigenen Entspannung arbeiten. Dafür kann es zum Beispiel hilfreich sein während des Einschlafprozesses auch etwas für sich zu tun. Es ist völlig in Ordnung, wenn man sich hier etwas ablenkt durch Hörbücher, Podcasts oder Meditationen. Dies führt in der Regel zu einer entspannten Haltung und einem positiven Blick auf die Situation. Da Kinder sehr sensibel hinsichtlich solcher Gefühle sind, können sie sich so besser fallen lassen und fühlen sich sicher und geborgen. Probiert es mal aus.